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Corona kennt keine Grenzen

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Und trotz­dem kann es dem Ho­te­lier in Ös­ter­reich ganz an­ders er­ge­hen als dem Ho­te­lier in Deutsch­land. 

Wei­te­re Au­to­ren die­ses Bei­trags: Dr. Mar­kus Uitz und Chris­toph Baum­gart­ner (Bin­der Gröss­wang Rechts­an­wäl­te, Wien)

Die Tou­ris­mus­bran­che traf es als Ers­te und jetzt sieht es so aus, als ob Schlie­ßungs­ver­fü­gun­gen und strik­te Rei­se­ver­bo­te, Hy­gie­ne­maß­nah­men und Ab­stands­re­ge­lun­gen noch lan­ge den All­tag der deut­schen Ho­tel­le­rie be­stim­men wer­den. Ei­ne kon­kre­te Per­spek­ti­ve gibt es der­zeit nicht. Co­ro­na-So­fort­hil­fen rei­chen in vie­len Fäl­len nicht aus oder wer­den ei­ni­gen Ho­tel­be­trei­bern erst gar nicht ge­währt.

Und dann gibt es da den Nach­barn Ös­ter­reich, der ein Co­ro­na­vi­rus-Maß­nah­men­pa­ket mit dem Ziel ge­schnürt hat, ge­sun­den Un­ter­neh­men, de­ren Um­satz- und Er­trags­ent­wick­lung (nur) durch die Pan­de­mie be­ein­träch­tigt ist, zu schnel­ler Li­qui­di­tät und ei­nem nach­ge­la­ger­ten Fix­kos­ten­zu­schuss zum Er­satz er­lit­te­ner Ver­lus­te zu ver­hel­fen. Die­se Zie­le wer­den mit den Mit­teln des ös­ter­rei­chi­schen Co­ro­na-Hilfs­fonds (do­tiert mit ins­ge­samt EUR 15 Mil­li­ar­den) und fol­gen­den In­stru­men­ten ver­folgt:

Über­brü­ckungs­ga­ran­tie

Ziel der Über­brü­ckungs­ga­ran­ti­en ist es ins­be­son­de­re, die Li­qui­di­tät von Un­ter­neh­men der Tou­ris­mus- und Frei­zeit­wirt­schaft trotz Um­satz­rück­gän­gen auf­recht zu er­hal­ten, be­ste­hen­de Ar­beits­plät­ze zu si­chern und In­sol­ven­zen zu ver­mei­den. Das In­stru­ment hier­für ist die Er­leich­te­rung der Fi­nan­zie­rung von Be­triebs­mit­tel­kre­di­ten für Un­ter­neh­men, de­ren Um­satz- und Er­trags­ent­wick­lung durch Auf­trags-, Lie­fe­rungs­aus­fäl­le oder sons­ti­ge Mark­tän­de­run­gen auf­grund der „Co­ro­na­vi­rus-Kri­se“ be­ein­träch­tigt ist. Die­se Un­ter­neh­men er­hal­ten staat­li­che Über­brü­ckungs­ga­ran­ti­en von bis zu 100 % und müs­sen Si­cher­hei­ten nur in ge­rin­ger Hö­he oder gar nicht leis­ten.

Zum Zweck der Li­qui­di­täts­be­schaf­fung ste­hen den ös­ter­rei­chi­schen Ho­tels je nach Grö­ße und Fi­nan­zie­rungs­be­darf ver­schie­de­ne Mög­lich­kei­ten zur Ver­fü­gung:

ÖHT (Ös­ter­rei­chi­sche Ho­tel- und Tou­ris­mus­bank):

Die ÖHT ge­währt den an­trag­stel­len­den Be­trie­ben ei­ne Bun­des­haf­tung von 80 %, 90 % oder 100 % zur Be­si­che­rung neu auf­zu­neh­men­der Über­brü­ckungs­kre­di­te ih­rer Haus­ban­ken. Da­durch ist für die­sen Kre­dit­teil kei­ne Ei­gen­ka­pi­tal­hin­ter­le­gung er­for­der­lich. Die Si­cher­hei­ten für den ver­blei­ben­den Ri­si­ko­an­teil (BMLRT I + II) der Haus­bank lie­gen in de­ren Ein­fluss­be­reich bzw. dür­fen für die ver­blei­ben­den 10 % (CO­FAG) nicht in An­spruch ge­nom­men wer­den. Die­se För­de­rung zeich­net sich durch fol­gen­de Eck­punk­te aus:

  • Wird klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Un­ter­neh­men ge­währt.

  • Fi­nan­zie­rungs­be­darf bis EUR 1,5 Mio. bzw. bis EUR 500.000 bei 100 % Bun­des­haf­tung.

  • Es gibt ver­schie­de­ne För­der­mo­del­le (BMLRT I + II, CO­FAG) mit un­ter­schied­li­chen Kre­dit­kon­di­tio­nen.

  • Im Fal­le ei­ner 90 % oder 100 % Bun­des­haf­tung dür­fen sich die an­trag­stel­len­den Un­ter­neh­men am 31.12.2019 nicht in wirt­schaft­li­chen Schwie­rig­kei­ten be­fun­den ha­ben und müs­sen am 11.03.2020 ei­ne Ge­wer­be­be­rech­ti­gung so­wie un­ter­neh­me­ri­sche Tä­tig­keit ge­habt ha­ben. Bei ei­ner 80 % Bun­des­haf­tung dür­fen beim an­trag­stel­len­den Un­ter­neh­men nicht die Vor­aus­set­zung zur Er­öff­nung ei­nes In­sol­venz­ver­fah­rens vor­lie­gen und kein Re­or­ga­ni­sa­ti­ons­be­darf im Sin­ne des Un­ter­neh­mens­re­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes ver­mu­tet wer­den.

aws (Aus­tria Wirt­schafts­ser­vice, För­der­bank des Bun­des), 90 % / 100 % Ga­ran­tie:

Die­se För­de­rung zeich­net sich durch fol­gen­de Eck­punk­te aus:

  • Wird klei­nen und mit­tel­stän­di­schen Un­ter­neh­men ge­währt.

  • Fi­nan­zie­rungs­be­darf über € 1,5 Mio.

  • Un­ter­neh­men in Schwie­rig­kei­ten ge­mäß EU-De­fi­ni­ti­on (für Ga­ran­ti­en im tem­po­rä­ren EU-Bei­hil­fen­rah­men) bzw. Un­ter­neh­men, die die Kri­te­ri­en des Un­ter­neh­mens­re­or­ga­ni­sa­ti­ons­ge­set­zes er­fül­len, sind nicht ga­ran­tie­fä­hig.

  • Staat­li­che Ga­ran­tie in Hö­he von 90 % oder 100 % bei un­ter­schied­li­chen Kon­di­tio­nen z.B. bzgl. Kre­dit­be­trag, Til­gungs­frei­heit, Zins­satz­o­ber­gren­zen, Ga­ran­tie­ent­gelt.

OeKB (Oe­s­ter­rei­chi­sche Kon­troll­bank):

Die­se För­de­rung zeich­net sich durch fol­gen­de Eck­punk­te aus:

  • Gro­ße Un­ter­neh­men: Un­ter­neh­men, die min­des­tens 250 Per­so­nen be­schäf­ti­gen oder de­ren Jah­res­um­satz EUR 50 Mio. und de­ren Bi­lanz­sum­me EUR 43 Mio. über­schrei­tet.
  • Ge­samt­be­trag der ga­ran­tier­ten Fi­nan­zie­rung darf die dop­pel­te jähr­li­che Lohn­sum­me des Un­ter­neh­mens und 25 % des Ge­samt­um­sat­zes des Un­ter­neh­mens im Jahr 2019 nicht über­schrei­ten (mit Aus­nah­men).
  • Staat­li­che Ga­ran­tie in Hö­he von 90 %.

Fix­kos­ten­zu­schuss

Zur Un­ter­stüt­zung der ös­ter­rei­chi­schen Wirt­schaft hat die ös­ter­rei­chi­sche Bun­des­re­gie­rung am 03.04.2020 als wei­te­re Hilfs­maß­nah­me ei­nen Fix­kos­ten­zu­schuss an­ge­kün­digt. Die neu ge­schaf­fe­ne CO­VID-19 Fi­nan­zie­rungs­agen­tur des Bun­des GmbH (CO­FAG) fi­na­li­siert zur­zeit die Richt­li­ni­en. Re­gis­trie­run­gen für Fix­kos­ten­zu­schüs­se sol­len ab An­fang Mai 2020 bis spä­tes­tens 31.12.2020 mög­lich sein. Kon­kre­te An­trä­ge auf Aus­zah­lung sind bis zum 31.08.2021 zu stel­len.

Der Fix­kos­ten­zu­schuss un­ter­stützt Un­ter­neh­men, die durch die Co­ro­na-Kri­se ei­nen Um­satz­ein­bruch von min­des­tens 40 % er­lei­den. Aus­zah­lun­gen er­fol­gen aber nicht im Rah­men ei­ner So­fort­hil­fe, denn da­für be­steht die Mög­lich­keit der schnel­len Be­schaf­fung von Li­qui­di­tät mit Hil­fe der Über­brü­ckungs­ga­ran­ti­en (s.o.). Der Fix­kos­ten­zu­schuss soll erst nach Fest­stel­lung des tat­säch­li­chen wirt­schaft­li­chen Scha­dens aus­ge­zahlt wer­den.

An­trag­stel­len­de Un­ter­neh­men müs­sen

  • ih­re Ge­schäfts­lei­tung oder ei­ne Be­triebs­stät­te in Ös­ter­reich ha­ben,

  • aus ih­rer ope­ra­ti­ven Tä­tig­keit be­triebs­not­wen­di­ge Fix­kos­ten zu tra­gen ha­ben (so­weit die­se nicht re­du­ziert wer­den konn­ten) – hier­zu ge­hö­ren:

    • Ge­schäfts­raum­mie­ten,

    • Ver­si­che­rungs­prä­mi­en,

    • Zins­auf­wen­dun­gen, so­fern die­se nicht ge­stun­det wur­den,

    • Li­zenz­kos­ten,

    • Zah­lun­gen für Strom, Gas und Te­le­kom­mu­ni­ka­ti­on,

    • sons­ti­ge, nicht das Per­so­nal be­tref­fen­de ver­trag­li­che Zah­lungs­ver­pflich­tun­gen, so­fern die­se nicht ge­stun­det oder re­du­ziert wer­den konn­ten,

Hin­weis: Per­so­nal­kos­ten zäh­len nicht zu die­sen Fix­kos­ten, da ei­ne Mög­lich­keit zu Co­ro­na-Kurz­ar­beit be­steht und der Ar­beit­ge­ber die Kurz­ar­beit nicht vor­fi­nan­zie­ren muss. Die Be­wil­li­gungs­be­stä­ti­gung der Kurz­ar­beit wird von den Ban­ken als Si­cher­heit für Be­triebs­mit­tel­kre­di­te ak­zep­tiert und die Til­gung er­folgt dann aus der be­zahl­ten Kurz­ar­beits­ent­schä­di­gung.

  • Un­ter­neh­mer­lohn bis max. EUR 2.000,- pro Mo­nat,

  • Wert­ver­lust bei ver­derb­li­chen/sai­so­na­len Wa­ren, so­fern die­se wäh­rend der Co­ro­na-Maß­nah­men min­des­tens 50 % des Wer­tes ver­lie­ren,

  • vor der Co­ro­na-Kri­se wirt­schaft­lich „ge­sund“ ge­we­sen sein,

  • im Zu­ge der Co­ro­na-Kri­se ei­nen Um­satz­aus­fall von min­des­tens 40 % er­lei­den und

  • sämt­li­che zu­mut­ba­ren Maß­nah­men er­grei­fen, um Um­sät­ze zu er­zie­len, Fix­kos­ten zu re­du­zie­ren und Ar­beits­plät­ze in Ös­ter­reich zu er­hal­ten.

Der Fix­kos­ten­zu­schuss ist ge­staf­felt, ab­hän­gig vom Um­satz­aus­fall des Un­ter­neh­mens und wird vom Bund ge­zahlt, wenn die Fix­kos­ten bin­nen 3 Mo­na­ten EUR 2.000,- über­stei­gen:

40-60 % Um­satz­aus­fall:    25 % Er­satz­leis­tung

60-80 % Um­satz­aus­fall:    50 % Er­satz­leis­tung

80-100 % Um­satz­aus­fall:  75 % Er­satz­leis­tung

Be­mes­sungs­grund­la­ge sind die Fix­kos­ten und Um­satz­aus­fäl­le ab dem 16.03.2020 bis zum En­de der Co­vid-Maß­nah­men, längs­tens je­doch bis zum 16.06.2020. Der Fix­kos­ten­zu­schuss ist pro Un­ter­neh­men auf ma­xi­mal EUR 90 Mio. be­schränkt.

Aus­ge­schlos­sen vom Fix­kos­ten­zu­schuss sind Un­ter­neh­men mit mehr als 250 Mit­ar­bei­tern (Stand 31.12.2019), wel­che Mit­ar­bei­ter ge­kün­digt ha­ben, statt Kurz­ar­beit in An­spruch zu neh­men.

Frag­lich ist na­tür­lich, ob man auf­grund der Scha­dens­min­de­rungs­pflicht ge­zwun­gen ist, sein Ho­tel wie­der zu er­öff­nen, so­bald dies zu­läs­sig ist, denn ei­ne be­triebs­wirt­schaft­li­che Si­tua­ti­on kann sich durch ei­ne di­rek­te Öff­nung auch ver­schlech­tern. Dann wür­de es der Scha­dens­min­de­rungs­pflicht ent­spre­chen, mit der Öff­nung zu­zu­war­ten. In je­dem Fall des „Nicht­öff­nens“ muss aber der be­triebs­wirt­schaft­li­che Nach­teil des Öff­nens glaub­haft ge­macht wer­den.

Fa­zit

Die in Deutsch­land ge­gen­wär­tig ver­füg­ba­ren So­fort­hil­fe­maß­nah­men wer­den den Ho­tel­be­trei­bern für die Zu­kunft nicht nach­hal­tig hel­fen.

  • Mit Aus­nah­me von ech­ten Zu­schüs­sen für klei­ne Un­ter­neh­men be­schrän­ken sich die Hilfs­maß­nah­men ge­gen­wär­tig auf die Mög­lich­keit, Kre­di­te in An­spruch zu neh­men. Da­durch wer­den zwar ak­tu­ell durch aus­blei­ben­de Ein­nah­men ent­ste­hen­de Zah­lungs­schwie­rig­kei­ten be­ho­ben (so­fern die Kre­dit­an­trä­ge zeit­nah be­ar­bei­tet und Kre­dit­be­trä­ge zü­gig aus­ge­zahlt wer­den), die durch Co­ro­na aus­ge­lös­ten fi­nan­zi­el­len Schwie­rig­kei­ten vie­ler Ho­tel­be­trie­be wer­den aber le­dig­lich zeit­lich in die Zu­kunft ver­la­gert.

  • Ei­ne Mög­lich­keit, die Ein­bu­ßen wie­der auf­zu­ho­len, be­steht nicht; das jetzt lee­re Bett kann künf­tig nicht dop­pelt ver­kauft wer­den und auf­grund der ge­samt­wirt­schaft­li­chen Aus­wir­kun­gen der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on wer­den Preis­er­hö­hun­gen für Über­nach­tun­gen kaum durch­setz­bar sein – es ist im Ge­gen­teil eher zu er­war­ten, dass pri­vat wie auch ge­schäft­lich Aus­ga­ben ein­ge­spart wer­den. Zu­dem steht zu er­war­ten, dass Ho­tels auf­grund be­hörd­li­cher An­ord­nun­gen auch nach de­ren Wie­der­er­öff­nung über ei­nen län­ge­ren Zeit­raum nicht voll aus­ge­las­tet wer­den dür­fen, um die Ein­hal­tung von Ab­stands- und Hy­gie­ne­re­geln zu er­mög­li­chen. Vie­le Ex­per­ten in der Bran­che ge­hen da­von aus, dass es Jah­re dau­ern wird, bis die Über­nach­tungs­zah­len wie­der auf dem Ni­veau sein wer­den, wie vor der Co­ro­na-Kri­se. Ho­he Um­sät­ze wä­ren aber zwin­gend er­for­der­lich, um die jetzt an­ge­häuf­ten (zu­sätz­li­chen) Schul­den durch Kre­di­te und Miet­stun­dun­gen ab­zah­len zu kön­nen,

  • Die nun vor­ge­se­he­ne vor­über­ge­hen­de Sen­kung des USt.-Sat­zes für die Gas­tro­no­mie kann, wenn über­haupt, nur Ho­tel­be­trie­ben hel­fen, die ei­nen we­sent­li­chen An­teil ih­rer Um­sät­ze in der Gas­tro­no­mie er­zie­len – dies be­trifft aber längst nicht al­le Ho­tel­be­trie­be. Au­ßer­dem kann ei­ne sol­che Maß­nah­me auch nur dann ei­nen po­si­ti­ven Ef­fekt er­wir­ken, wenn über­haupt Um­sät­ze ge­ne­riert wer­den – und das hängt im We­sent­li­chen da­von ab, wie sich die Bran­che ins­ge­samt, aber auch die Ge­samt­wirt­schaft (Stich­wort: Ein­spa­run­gen) nach der Co­ro­na-Kri­se er­holt.

Die staat­li­chen Un­ter­stüt­zungs­maß­nah­men in Ös­ter­reich hin­ge­gen hel­fen Be­trei­bern nicht nur, die Li­qui­di­tät in der ak­tu­el­len Si­tua­ti­on zu er­hal­ten, son­dern ge­wäh­ren Be­trei­bern, die al­lein we­gen der Co­ro­na-Si­tua­ti­on in Schwie­rig­kei­ten ge­ra­ten sind, ech­te Hil­fen. Die aus­ge­zahl­ten Fix­kos­ten­zu­schüs­se kön­nen auch ver­wen­det wer­den, um die zu­vor (kurz­fris­tig) in An­spruch ge­nom­me­nen Kre­di­te zu­rück zu zah­len. So wird ver­mie­den, dass Ho­tel­be­trie­be für sehr lan­ge Zeit sehr gro­ße Schul­den­ber­ge vor sich her schie­ben.

 

Verfasst von Ulrike Janssen

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