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ESG (Environmental, Social and Governance) ist zu einer der wichtigsten Compliance-Fragestellungen für zahlreiche Unternehmen und Branchen auf der ganzen Welt geworden. Verstärkt nehmen sich Unternehmen der komplexen Aufgabe an, ESG-Richtlinien in ihre bestehenden Compliance-Management-Systeme einzubinden. Die globale Wirtschaftskanzlei Hogan Lovells hat zu diesem Themenkomplex eine Studie unter 600 multinationalen Unternehmen durchgeführt. Daraus geht hervor, dass viele der befragten Unternehmen sich für die Bewältigung von ESG-Herausforderungen mehr Kenntnisse über Nachhaltigkeitskriterien, ein noch größeres unternehmensweites ESG-Engagement und eine kontinuierliche Wachsamkeit gegenüber Bestechung und Korruption entlang der Lieferkette wünschen.
Die Studie "Navigating Deep Waters" untersucht strategische Ansätze von Compliance-Experten, die ESG-Aspekte in ihre Compliance-Management-Systeme implementieren. Befragt wurden Personen aus großen Unternehmen in den USA, Europa, Asien und Brasilien, unter anderem aus den Bereichen Technologie und Telekommunikation, Lifestyle und Konsumgüter, diversifizierte Industrieunternehmen, Energie, Automobil/Transport und Life Sciences.
Priorisierung von ESG-Risiken in Geschäftsstrategie
Bis vor kurzem sahen viele Unternehmen die größten externen Risiken im Zusammenhang mit Bestechung und Korruption. Mit einer wachsenden Bedeutung von ESG haben sich die Herausforderungen jedoch verlagert. Von den befragten Unternehmen gaben 82 Prozent an, dass ESG-bedingte Risiken für sie derzeit und auch in Zukunft mit Priorität bei der Geschäftsstrategie Berücksichtigung finden werden.
Für diesen strategischen Trend bedarf es einer Überprüfung und ggf. Anpassung der bestehenden Compliance-Management-Systeme. Weniger als die Hälfte der befragten Unternehmen (42 Prozent) gaben an, über ein ausgereiftes Compliance-Management-System zu verfügen, das ESG- und Nachhaltigkeitsaspekte hinreichend adressiert und diese bei strategischen und operativen Entscheidungen berücksichtigt.
Zudem veranlassen wachsende Herausforderungen bei Lieferketten die Unternehmen dazu, Beziehungen zu ihren Lieferanten neu zu bewerten. Der Blick in der Business-Partner-Compliance richtet sich dabei verstärkt auf ESG-bezogene Risiken, die von Dritten ausgehen. Diese können von "Greenwashing" bis hin zu Menschenrechtsverletzungen, wie beispielsweise inakzeptablen Arbeitsbedingungen in Fabriken in den Lieferketten von Unternehmen, reichen.
74 Prozent der Befragten nannten die Länder, in denen sie oder Dritte tätig sind und das damit verbundene Korruptionsrisiko als eine der größten Herausforderungen, wenn es um ESG-Compliance geht. 81 Prozent der Compliance-Verantwortlichen glauben, dass sich integrierte ESG- und Compliance-Management-Systeme positiv auf ihren Ruf auswirken werden. Die Herausforderungen, mit denen Unternehmen bei der Umsetzung ihrer ESG-Programme konfrontiert werden, sind mannigfaltig. Gleichzeitig ergeben sich aber auch perspektivische Vorteile, wenn ESG-Richtlinien richtig umgesetzt werden.
Dazu Olaf Schneider, Partner für Compliance & Investigations:
"Sowohl ESG- als auch die klassischen Anforderungen an ein Compliance-Management-System sollten eng aufeinander abgestimmt, d.h. ganzheitlich gesehen werden. In einem solchen integrierten Ansatz von ESG- und weiteren unternehmensnotwendigen Compliance-Management-Systemen sollten vor allem die erforderlichen ESG-Prozesse in die bestehenden Compliance-Prozesse eingefügt werden. Letztendlich führt ESG zu einer Neuaufstellung der bestehenden Compliance-Management-Systeme. Unsere Umfrage gibt einen Überblick darüber, wo Unternehmen bei der Entwicklung ausgereifter ESG-Programme stehen – und wo es noch Herausforderungen gibt, die angegangen werden müssen. So haben wir beispielsweise das Drittparteienmanagement als einen Bereich identifiziert, der in den ESG-Compliance-Strategien an erster Stelle stehen sollte."
Christian Ritz, Partner für Compliance & Investigations, kommentiert:
"Unsere Studie zeigt die zunehmende Bedeutung der Einhaltung von ESG-Kriterien für strategische Geschäftsentscheidungen und den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Zudem birgt die Verletzung von ESG-Kriterien erhebliche Haftungs- und Reputationsrisiken für Unternehmen. Diese Risiken nehmen durch aktuelle Gesetzgebung auf nationaler und internationaler Ebene stetig zu. So stellt z.B. in Deutschland aktuell das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz durch die Verpflichtung zur Durchführung umfassender Sorgfaltspflichten zur Einhaltung spezifischer Menschenrechts- und Umweltstandards auch in ihren meist globalen Lieferketten viele Unternehmen vor große Herausforderungen."
Désirée Maier, Partnerin für Compliance & Investigations fügt hinzu:
"Angesichts der zunehmenden Untersuchungen mit ESG-Bezug und des erhöhten öffentlichen Drucks von internen und externen Unternehmens-Stakeholdern ist es wichtig, Geschäftsentscheidungen auch unter dem ESG-Blickwinkel zu bewerten und zu dokumentieren, um Entscheidungsträger entsprechend zu schützen."
Über die Studie
Die global ausgelegte Studie verfolgt das Denken und Handeln von Compliance-Beauftragten, die viele der größten und einflussreichsten Organisationen der Welt repräsentieren. Sie beleuchtet die Risiken durch Drittparteien, die im Zusammenhang mit ESG sowie Bestechung und Korruption entstehen können. Die Umfrage wurde im April 2022 von einem unabhängigen Marktforschungsunternehmen unter 600 Chief Compliance Officern, Leitern der Rechtsabteilungen oder Personen in gleichwertigen Positionen durchgeführt. Die Befragten stammen aus dem Vereinigten Königreich, den USA, Frankreich, Deutschland, Asien (China, Singapur und Japan) und Brasilien. Die Untersuchung deckt zudem eine große Bandbreite an Sektoren ab, darunter Technologie und Telekommunikation, Lifestyle und Verbraucher, diversifizierte Industrieunternehmen, Energie, Automobil/Transport und Life Sciences. 73 Prozent der Befragten stammen aus Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 1 Mrd. USD, davon 30 Prozent mit einem Umsatz zwischen 20 und 50 Mrd. USD und 7 Prozent mit mehr als 50 Mrd. USD.